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Was ist Soziologie?

Was ist eigentlich Soziologie?

Eine typische Situation, mit der sich jeder Soziologe im 1. Semester konfrontiert sieht, ist beim Weihnachtsessen, die ganze Familie kommt zusammen und der Soziologie-Student wird vorsichtig gefragt, wie ihm sein Studium gefällt. Dahinter versteckt sich oft ein sehr viel klareres Interesse: "Was ist eigentlich ein Soziologe und was tut er überhaupt nach seinem Studium?"

Max Weber sagt, Soziologie sei eine Wissenschaft, die soziales Handeln deutend verstehen und in seinen Ursachen und Wirkungen erklären will.

Der Soziologe und die Soziologin betrachten viele Ebenen und Perspektiven. Wie einer, der auf einer Schaukel sitzt die Welt um sich von allen Seiten betrachtet, so versteht und erklärt die Soziologie aus verschiedenen Perspektiven die soziale Wirklichkeit.

Der Anteil der natürlichen Umwelt im Vergleich zur sozialen Umwelt in der wir leben, nimmt natürlich zu. Die Soziologie untersucht eben diese soziale Wirklichkeit. Wie ein Scheinwerfer, nimmt sie die Phänomene von verschiedenen Seiten in den Fokus. Soziologie-Fans lieben die Offenheit mit der sich einem Untersuchungsgegenstand genähert wird; und sie haben - mit ihrem erlernten Analyse-Werkzeug - Spaß daran blitzschnell und nahezu intuitiv soziale Zusammenhänge zu erkennen.

Als Erweiterung zu verschiedenen Nachbarschafts-Disziplinen definieren wir das Handwerk der Soziologie wie folgt:

Zu der Untersuchung individuellen Verhaltens durch die Psychologie, …

… ergänzt die Soziologie den systemischen und gesellschaftlichen Kontext. Die soziale Umwelt und das Individuum stehen in Verbindung, auf der Mikroebene beispielsweise in Form von Rollen in Gruppen. Die Identifizierung mit einer Rolle, die man in einer Figuration wie ein Theaterschauspieler einnimmt, prägt Eigenschaften, Qualitäten und Verhalten, was sich ausdrücklich nicht durch Begabung und Persönlichkeit erklären lässt.

Zu der Untersuchung der BWL (Betriebswirtschaftslehre) von verschiedenen Bereichen eines Unternehmens, der Markt- und Kundenanalysen…

… ergänzt die Soziologie zum Beispiel mit Milieu-, Trendforschung und Branchenanalysen ebenfalls einen systemischen und gesellschaftlichen Kontext. Sie liefert methodisch die Grundlage durch die empirische Sozialforschung. Das Individuum und seine Entscheidungen werden ganzheitlicher eingebettet und nicht nur auf ein rationales Entscheidungsvermögen reduziert. Außerdem bleiben die Bedürfnisse, Werte und Interessen von Gesellschaftsbereichen im Blick, die nicht anhand ökonomischer Interessen entscheiden.

Zu der Philosophie

… kommt die Praxis. Durch die statistischen und empirischen Methoden kommt die Theorie durch qualitative Interviews und quantitative Erhebungen in Form von Fragebögen in die Praxis. Innerhalb der theoretischen Konzepte gibt es starke Überschneidungen. In der Form des Abgleichs nach der Logik des kritischen Rationalismus (Popper) verfügt die Soziologie über das notwendige Werkzeug, um die gesellschaftlichen Phänomene mit den theoretischen Annahmen abzugleichen und rückzukoppeln.

Zu der Pädagogik

... kommt die intrinsische Eigenverantwortlichkeit. Wer etwas wissen will, braucht hier eine autonomere und durch eigene Leidenschaft beflügelte Neugier. Es gibt keinen staatlichen oder erzieherischen Lehrauftrag. Die Verantwortung bleibt eher beim Lernenden: Nur wer fragt, findet in der Soziologie Antworten.

Zu der Geschichte

… kommt die Analyse aktueller gesellschaftlicher Phänomene. Die Soziologie bedient sich auch der historischen Herleitung sozialer Phänomene. Der Anspruch deckt den Bezug zu aktuellen gesellschaftlich relevanten Themen und bietet die Möglichkeit für Handlungsanleitungen und Prognosen.

Zu der Politikwissenschaft kommt…

… der philosophische Ausgleich mit Offenheit für verschiedenen Ebenen und Perspektiven. Die Soziologie bildet nicht nur die Entwicklung verschiedener Akteure, ihre Interessen, Koalitionen und Handlungen ab. Zum Beispiel werden in der Organisationssoziologie „Spiele“ verschiedener Akteure untersucht. Eine Frage wäre zum Beispiel: „Wie definieren sich verschiedene Akteure auf betrieblicher und überbetrieblicher Ebene? Nach welchen Logiken entwickeln sich verschiedene Formen der Mitbestimmung?“ Dazu betrachtet sie einzelne Handlungslogiken der Mikro- und Mesoebene, die in Wechselwirkung mit einer gesamtgesellschaftlichen Makroebene stehen.

Das Handwerk der Soziologen findet deshalb in allen Bereichen Anwendung und macht den Soziologen als Forscher überall einsetzbar wo Menschen erleben.

Die Praxis diese Forschung auch außerhalb der Wissenschaft in die Anwendung zu bringen, bleibt ein individuelles Projekt für jeden Soziologen.


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