top of page

Grundlage für Angewandte Soziologie & Coaching: Raum & Abstand

Reflexion einer konsumorientierten Identifikation

Wir sind was wir haben?

Beim Coaching arbeiten wir grundlegend mit der Identifikation mit zeitlosen Werten. Dadurch ergibt sich Raum und Abstand für die mühelose und entspannte Betrachtung der Themen, Wünschen und Visionen aller Beteiligten. In diesem Text soll eine Übersicht an typischen Angeboten zur Identifikation mit einer Verankerung in unserer aktuellen Wirtschaft & Gesellschaft erfolgen.

Die Vielzahl an Identifikationsangeboten in unserer Zeit ist überwältigend. Eine Werbung veranschaulicht dies mit einer Kurzformel „Mein Partner, mein Haus, mein Auto“. So plakativ, dass es einlädt zu hinterfragen: „Wir sind was wir haben?“

Die Marktforschung macht es sich zur Aufgabe das Hoffen und Fürchten, die Vorlieben und Gewohnheiten verschiedener Adressatengruppen zu erfassen und aufzubereiten. Damit werden Produktangebote und ihre Vermarktung immer präziser auf die Vorlieben der Kunden abstimmbar. [i]

These zur Gesellschaftsanalyse: Von Verlässlichkeit zu Abwechslungsreichtum

In diesem Absatz soll die These bekräftigt werden, dass Wirtschaft & Gesellschaft in den letzten 150 Jahren eine Änderung in der Ausrichtung vollzogen haben. Die Unterscheidung ökonomischer Ziele und gesellschaftlicher Bedürfnisse soll hier deutlich gemacht werden.

Die Entwicklung der Nachfrage hin von Werten wie Verlässlichkeit in Form langfristig haltbarer und qualitativ hochwertiger Produkte, hin zu Werten nach Abwechslungsreichtum in Form von ständig neuen und individuell zusammenstellbaren Produkten, lässt sich schön am Beispiel der Automobilproduktion und der geplanten Obsoleszenz beschreiben.

Henry Ford als Vorreiter der Automobilbranche, der mittels der Fließbandtechnik und dem scientific management die Rationalisierung von Arbeitsschritten ermöglichte, wird abgelöst durch eine Unternehmensstrategie die auf die Vielfalt setzt. Jährlich erscheinende Neukollektionen inspirieren zu immer neuen Anschaffungen.

Sehr zu empfehlen ist hier der 2010 erschienene Film Kaufen für die Müllhalde von der Regisseurin Cosima Dannoritzer. [ii] In Livermoore lässt sich eine Glühbirne bewundern, die seit über 100 Jahren glüht.[iii] Als sie hergestellt wurde stand die Langlebigkeit der Produkte im Fokus. Das hat sich geändert. Die Kapitalakkumulation, das Wirtschaftswachstum, macht das Ziel der kapitalistischen Wirtschaftsweise aus. Damit ergeben sich Möglichkeiten dieses Ziel mit den Bedürfnissen zu kombinieren. Um die Welt und das Angebot an Erscheinungen durch die Warenproduktion zu verstehen, ist dieses klar von den menschlichen Bedürfnissen zu trennen. Es kann auch wie in dem Film beschrieben eine absurde Form annehmen, die ohne diese Trennung vom Antrieb kapitalistischer Produktion und dem menschlichen Bedarf an Produktion zur Versorgung nicht verständlich wird.

Erinnerung an die Vergänglichkeit & Grundlage

Betrachtet man sich die Erscheinungen unserer Welt auf einer philosophischen Perspektive, ist die alles verbindende Eigenschaft die Vergänglichkeit. Ein tibetischer Meditationsmeister beantwortet die Frage eines Schülers, „Was siehst du, wenn du die Berge siehst?“, mit einer Belehrung über die Vergänglichkeit: „Ich sehe sie so wie ihr, nur ich sehe noch mehr. Ich sehe, wie sich verändern.“ [iv]

In der Ausstellung „Der Berg ruft“ im Gasometer in Oberhausen 2018 wird unser menschliches Konstrukt von Stabilität konfrontiert. Auf dem Matterhorn gibt es Gesteine, die ursprünglich Korallenriffe waren, ein Film zeigt die Masse der Erdplatten, die sich über die Jahrmillionen der irdischen Entwicklung wie wild bewegen: Das stabilste was wir auf der Erde an Manifestation kennen, ist der massiven Veränderung unterworfen: Die Berge. Dass Körper, Bauwerke, Gedanken, Ideale und Gefühle sich sogar noch lebendiger ändern, braucht vor dieser Klarheit niemand mehr zu beweisen versuchen. Die persönliche Identifikation ist dabei noch von der überpersönlichen zu trennen. Werte wie Liebe, Autonomie, Freude und Glück sind, wenn man sie überpersönlich betrachtet immer wieder zu finden. Im Ausdruck zeigen sie sich unterschiedlich. Was die tibetischen Meditationsmeister als wirklich beständig benennen, ist das Gewahrsein was die Erscheinungen erlebt. In Gegenwart derer, die diese Identität als Zuflucht wählen, können durchdringende Erfahrungen von Ruhe und unbedingte Freude entstehen. Die Erscheinungen als Spiel überpersönlicher Werte drückt sich dabei freudvoll und lehrreich aus.

To put it all in a nutshell

Thema des Kapitalismus: Ist die Zuflucht unklar, wird das sich ständig wechselnde Angebot zum Fluch. Ist die Zuflucht hingegen klar kann man die Vielfalt und den Reichtum des Ausdrucks entspannt erleben und alle nützlichen Vorteile genießen.

[i] Ein Beispiel dafür ist die automatische Personalisierung von Internetwerbung anhand der Speicherung besuchter Angeboten und Adressen. Als mögliches Arbeitsfeld ergeben sich hier auch spannende Möglichkeiten für Soziologen beispielsweise bei der Mitarbeit der Arbeit zur Analyse von Sinusmilieus. Vgl. Sinus Institut (2018): Sinus Milieus in Deutschland, unter URL: https://www.sinus-institut.de/sinus-loesungen/sinus-milieus-deutschland/ (Stand: 2018, Abruf: 28.03.2018).

[ii] Vgl. den Film der Regisseurin Cosima Dannoritzer (2010): Kaufen für die Müllhalde, unter URL: https://www.youtube.com/watch?v=zVFZ4Ocz4VA (Stand: , Abruf: 28.03.2018).

[iii] Vgl. Centinnial Bulb (o.A.), unter URL: http://www.centennialbulb.org/facts.htm (Stand: o.A., Abruf: 28.03.2018).

[iv] Ein Nachruf an den Meditationsmeister von Maggy Lehnert-Kossowksi (2004): Die Aktivität von Lopön Tsechu Rinpoche, unter URL: http://www.buddhismus-heute.de/archive.issue__37.position__1.de.html (Stand: 2004, Abruf: 28.03.2018).

Aktuelle Einträge
Archiv
bottom of page