Angewandte Soziologie: Die META-REFLEXION
Kommunikation ist alles. Man kann nicht nicht kommunizieren. Geübte Menschen sind dabei aber nicht die, die besonders viel sprechen, sondern die, die es reflektiert tun. Streit, Missverständnisse und Probleme entstehen dann, wenn die interagierenden Parteien selbst verschiedene Kommunikationsstile verwenden, wenn Sender und Empfänger nicht die gleiche Ebene bedienen oder die eigene Kommunikation von Primärgefühlen gesteuert wird. Wie sehen diese Missverständnisse in der Praxis aus?
Wer mit seiner Oma wie mit einem Kind redet oder dem Professor wie mit seinem Kumpel der wird schnell eine harsche Antwort bekommen. Ein Kommunikationsstil entsteht u.a. durch soziale Rolle und Funktionen, die diesen zugesprochen werden. Missverständnisse durch Sender und Empfänger ist bekannt durch die vier-Ohren Theorie von Schulz von Thun. Die Aussage „Die Ampel ist grün“ kann aus vier verschiedene Ebenen gesendet werden und ebenso gehört werden (Appell-, Sach-, Beziehungs- und Selbstoffenbarungsebene). Zu der dritten Möglichkeit wie Kommunikation missverstanden werden kann, gehört das Beispiel der eigenen Unsicherheit. Wer im Arbeitskontext um Rat gefragt wird, hat eine Vielzahl an Möglichkeiten zur Reaktion. In einer schwierigen, von Zeitdruck geprägten Umgebung wird schnell das Primärgefühl in Kommunikation umgewandelt. Zu einem späteren Zeitpunkt kommen dann Gedanken wie, das hätte ich so nicht sagen sollen etc.
Aber was und wie kann die Angewandte Soziologie dazu beitragen?
In dieser Flaschenpost geht es um eine Analyse unserer Kommunikation, dabei fokussieren wir uns insbesondere auf die Möglichkeit der eigenen Erklärungskraft. Diese Methode nutzen wir dabei auch im Coaching, sie hilft dabei Missverständnisse auf einer Metaebene zu erklären. Die Metaebene ermöglicht es das Resonanzfeld selbst regulieren zu können. Sie hilft einen systemischen Blick für die Situation und die beteiligten Personen zu bekommen.
Die systemische META-REFLEXION
Mögliche Kategorien sollen im Folgenden in aller Kürze dargestellt werden. Dabei helfen die dazugehörenden Fragen, sich eine genauere Vorstellung machen zu können. Wichtig in der Anwendung ist, dass diese Methode lediglich eine Methode ist, ordnet man sich in die Kategorie ein, so ist es eine Einordnung auf Basis der Wahrnehmung.
1. Hin zu oder weg von:
Bist du eine Person, die fasziniert ist von Neuen, oder kommt die Motivation eher durch Vermeidung von Situationen oder Dingen um eine Konfrontation zu umgehen?
2. Interner oder externer Bezugsrahmen:
Wie wichtig ist dir bei einer Entscheidung die Meinung von anderen, machst du ich abhängig von anderen oder übernimmst du die Verantwortung für dich selbst?
3. Menschen oder Dinge:
Was bekommt von dir mehr Aufmerksamkeit? Menschen, weil du sie als spannend empfindest oder Dinge?
4. Proaktiv – Reaktiv – Inaktiv:
Wann handelst du? Wenn du es für nötig empfindest, wenn du musst oder am liebsten gar nicht?
5. Gleichheit – Unterschied:
Achtest du in Zusammenhang mit anderen auf die Gemeinsamkeiten oder die Unterschiede?
6. Möglichkeit – Notwendigkeit:
Geht es dir mehr auf das was möglich ist oder das was notwendig ist?
7. Global – Spezifisch/ Detail:
Bist du die Person mit dem Überblick oder mit dem Detailwissen
8. Zeiterleben: In Time – Through Time:
Lebst du im Jetzt oder denkst du gerne an die Zukunft oder an die Vergangenheit?
Wir kennen diese Arten von Einteilungen aus psychologischen Tests. Ähnliche Einteilungen erfolgen durch Fragebögen und geben uns einen Hinweis darauf, welche Arbeitstyp wir sind und welche Motivationsquellen für uns den größten Effekt darauf haben in die Handlung zu gehen.
Zwei weitere Ebenen zur Metareflexion bietet die Angewandte Soziologie an. Dazu gehören
9. Geschwisterreihenfolge:
Bist du ein großer Bruder, eine kleine Schwester und welche Rolle hattest oder hast du in deiner Familie und deinem sozialen Umfeld?
10. Einordnung in ein Milieu:
Welche Werte, welche Ausbildungs- & Berufsbiographien, Einkommensquellen und Familienmodelle sind typisch im Herkunftsmilieu?
Liegen die Ergebnisse für diese Methode vor, dann geht es nicht darum heraus zu finden, wie sich die Unterschiede überbrücken lassen. In erster Linie ist die META-REFLEXION eine Methode für Erkenntnisgewinn. Die Methode ist eine Einladung um zu verstehen, wie Missverständnisse zwischen zwei Personen entstehen können. Mitgefühl bedeutet zunächst ein Verständnis für alle Perspektiven und verhindert Ärger.
Praktisch findet dies Anwendung in der Markt- und Meinungsforschung und wird in kundengerechte Ansprache in Werbungsformaten verwendet. Außerdem ist es nützlich für Konfliktmanagement in Teams und Gruppen, oder eben auch im Einzel-Coaching.
Put it all in a Nutshell: Die Meta-Reflexion bietet die Möglichkeit durch Verstehen und Erklären Missverständnisse und Kommunikationshürden aufzuschlüsseln. Sie schafft Abstand, kann überpersönlichen Aufschluss über eine Konfliktsituation geben und ist eine tolle Methode um Ärger zu verhindern und Verständnis zu fördern.